Hörerin kennt Bernburgs Till
Deutschlandradio Kultur sendet aus dem Metropol - Interessante Gesprächspartner bei Miriam Rossius
Von unserem Redakteur
C A R S T E N S T E I N B O R N
Bernburg/MZ. Am Sonnabend sendete Deutschlandradio Kultur live aus dem Bernburger Metropol. In der Sendung
Deutschlandrundfahrt gewährte der Sender seinen Hörern einen Einblick in das Leben der Saalstadt. Das eine Hörerin aus
Neubrandenburg Bernburgs Stadtnarren Till Eulenspiegel kannte und damit das Hörerrätsel gewann, macht deutlich, dass
nicht nur das Interesse der Bernburger groß war. Bis auf den letzten Platz war der Saal des Metropol besetzt. "Viele sind
neugierig, wie Hörfunk funktioniert", so Moderatorin Miriam Rossius, die durch die einstündige Sendung führte.
Oberbürgermeister Helmut Rieche erwies sich als gut aufgelegter Gesprächspartner, der sich beim Rückblick auf seine
18-jährige Amtszeit jedoch unnötiger Polemik bediente. Bernburg habe sich hervorragend entwickelt. "Die, die das nicht
sehen wollen, die sind blind", ließ Rieche die Moderatorin und die Hörer wissen. Wesentlich lockerer gab er sich, als er
über den "Blauen Bernburger"® plauderte. Zwei Rebstöcke wachsen in seinem Garten, erklärte er, während er
mit Miriam Rossius anstieß. "Der Wein ist als Rebsorte nicht zugelassen. Wir trinken ihn trotzdem", so Rieche.
H I N T E R G R U N D
Zwei Programme
Das Deutschlandradio wurde am 1. Januar 1994 durch die Fusion von RIAS, Deutschlandsender Kultur und
Deutschlandfunk gegründet. Als Körperschaft öffentlichen Rechts wird Deutschlandradio von allen 16 Bundesländern sowie
ARD und ZDF getragen.
Zu empfangen ist Deutschlandradio bundesweit. Produziert werden zwei Programme. Das sind der Deutschlandfunk aus
Köln mit dem Schwerpunkt auf Nachrichten. Deutschlandradio Kultur sendet aus Berlin. Beide Programme sind komplett
werbefrei und werden nur über die Rundfunkgebühren finanziert.
Weiße Flecken, also Gebiete, in denen Deutschlandradio Kultur nicht empfangen werden kann, gibt es vor allem in
Baden-Württemberg und Bayern. Zwar haben sich alle Länder per Staatsvertrag dazu verpflichtet, dem Kultursender
Frequenzen zu geben. Ein konkreter Zeitpunkt wurde aber nicht vereinbart.
Mit Hans-Jürgen Klammer vom Kabarettarchiv in Bernburg erzählte die Moderatorin über das Kabarett der DDR. "Die Kritik am
Staat war staatlich gesteuert", so Klammer, der mit kleinen Einspielern zeigte, wann der Staat einschritt.
Wo der Staat DDR nicht handelte, machte auch Ute Hoffmann, die Leiterin der Bernburger Gedenkstätte für die Opfer der
NS-Euthanasie deutlich. Die Ermordung psychisch und geistig Kranker sei lange kein Thema gewesen. Die Gasmord-Anstalt in
Bernburg beschrieb sie als zivile Einrichtung.
Weitere Gesprächspartner waren Holger Naumann vom Verein "Lebendige Talstadt" und Professor Einar Kretzlar, der
Vizepräsident und Standortsprecher der Hochschule Anhalt in Strenzfeld. Im Gespräch beschrieb er die Hochschule als eine
der forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands. Derzeit werde unter anderem an einem interaktiven Pflanzplan für die
Landschaftsarchitekten gearbeitet. "Nutzer können am Computer durch ihren Garten gehen", so Kretzlar.
Zwischen den Kurzinterviews spielten junge Musiker der Bernburger Musikschule Jazz und Gitarrenstücke. Auch das war mit der
Deutschlandrundfahrt im ganzen Land zu empfangen.
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